auto-exkursion II


Im Jahr 2001 wurde am Institut für Kunst und Gestaltung die erste auto-exkursion veranstaltet – ein experimentelles Format, das die konventionellen Grenzen zwischen Atelier, Straße und Galerie aufhob. Diese Tradition aufgreifend, transformiert "hurry hurry, cretto burri" das automobile Reisen zu einer kontinuierlichen Produktionsschleife, in der Material und Technologie zu Formbedingungen während der Fahrt werden. Das mobile Atelier wird zur infrastrukturellen Verschiebung: Kofferraum als Dunkelkammer, Armaturenbrett als Arbeitsplatte, Rückspiegel als Kompositionshilfe. Die Produktionsbedingungen von Kunst werden an die Geschwindigkeit der Autobahn, an Rastplätze und Tankstellen gekoppelt – eine Bereicherung, die das stationäre Arbeiten durch die Dynamik der Bewegung ersetzt und neue ästhetische Möglichkeiten zwischen analog und digital, zwischen Positiv und Negativ eröffnet.

Die Reise führt nach Cretto Burri, jenem vielschichtigen Ort auf der Insel Sizilien, der gleichzeitig Gedenkstätte, Erinnerungslandschaft, Friedhof und Land Art-Installation ist. Hier, wo Alberto Burri seine monumentale Arbeit als Antwort auf die Zerstörung schuf, treffen Trauer und Transformation aufeinander. Der empathische Umgang mit diesen Formaten erfordert eine besondere Sensibilität: Wie arbeitet man künstlerisch an einem Ort, der bereits selbst Kunstwerk und Mahnmal ist? Wie verhält sich die eigene Produktion zu dieser bestehenden Setzung? Die geplante Abschlussausstellung vor Ort wird zur Konfrontation mit der Geschichte des Ortes und zur Reflexion über die Rolle zeitgenössischer Kunst in historischen Kontexten.

Das Auto muss dabei nicht zwangsläufig als Fortbewegungsmittel verwendet werden. Die geeignete Wahl bzw. Kombination der Verkehrsmittel in Abhängigkeit der individuellen Wahl von Richtung, Geschwindigkeit und Ressource bildet eine Übersetzung der gestalterischen Denkstruktur im künstlerischen Produktionsprozess. Diese Parameter sind zwangsläufig aufeinander abzustimmen: Unterschiedliche Denkweisen korrespondieren mit verschiedenen Arten der Fortbewegung – kontinuierliche Prozesse mit der Bahn, fragmentierte Arbeitsweisen mit dem öffentlichen Verkehr, direkte Ansätze mit der Autobahn, meditative Übergänge mit der Fähre. Die Bewegung wird zur Methode, das Reisen zur künstlerischen Entscheidung.

Programm:

Vorbereitende Workshops: Oktober und November in Wien und Niederösterreich Exkursionen in Wien und Umgebung
Individuell zu gestaltende Reise: max. 14 Tage im Dezember 2025 nach Cretto Burri / Sizilien mit abschließender Ausstellung vor Ort
Werkschau: Januar 2026 in Wien

Lehrende