Ton und Lehm,
werden als Material von Menschen seit Jahrtausenden für das Herstellen von Bauwerken, von Gefäßen und Behältern und von plastisch geformten rituellen Objekten und Figurinen genutzt. Die vormalig handwerkliche Herstellung wurde allmählich durch industrielle Massenproduktion von Alltagsgegenständen wie Geschirr oder Ziegelsteinen abgelöst. Dies ließ die Bedeutung des Keramischen in der Kunst auf den Wert von Gebrauchsgegenständen und Hilfskonstrukten sinken. Erst in den 60er Jahren des 20ten Jahrhunderts wurde die spezifische Materialqualität und deren Bedeutung wieder entdeckt und neu positioniert (z.B. Lucio Fontana). Die Vielfalt der zeitgenössischen Auseinandersetzungen mit dem Material zeigen keramische Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen wie R. Deacon, Ai Weiwei, R. Trockel oder G. Penone. Fast alle Arten des künstlerischen Umganges mit Lehm oder Ton erzeugen dreidimensionale Gegenstände die im plastisch-weichen Zustand geformt, anschließend getrocknet und letzlich gebrannt werden um eine dauerhafte Festigkeit zu erhalten. Der Produktionsweg, den die Keramik dabei durchläuft, erzeugt viele, meist schwer kalkulierbare Veränderungen der Ausgangsform, wie Verlust an Plastizität, Schrumpfung des Volumens, Farbveränderungen, Entstehung innerer Spannungen bis zur Bruchgefahr bei der Entnahme aus dem Brennofen. Diesen Unwägbarkeiten kann nur durch Geduld, viel Übung und feinem Gespür begegnet werden. Der Titel der Übung beinhaltet die Art der Auseinandersetzung die wir führen. Das Material wird Ton in allen Agregatzuständen von flüssig bis gebrannt sein. Mit analogen formgebenden Werkzeugen wird gearbeitet, vom modellieren über drücken, quetschen und gießen in Gipsformen sollen skulpturale Objekte entstehen. Wir beginnen die Übung mit zeichnerisch skizzenhaften Überlegungen in den Arbeitsbüchern, gehen über im Workshop dreidimensionale material und Formexperimente zu betreiben, um mit den dadurch erlangten Erfahrungen mit verbundenene Augen im begreifen des Materials Formen zu erfinden und einen Prototypen zu erschaffen. Dieser ist Ausgangspunkt für weitere Experimente zum Thema Abformung und Vervielfältigung. Durch ordnen, ergänzen und transformieren der abgeformten seriellen Stücke soll als Endkonstellation ein Formenkonglommerat einen bestimmten Platz verorten. Wie groß ist eure Freiheit mit den vorgegebenen Parametern dieser Übung künstlerisch umzugehen? Der Maßstab der zu präsentierenden Arbeit ist 1:1.