remdKÖRPER
Konzept und Skulptur für eine nicht anthropozentrische Lebenssituation
Architektur ist aus dem grundlegenden Bedürfnis entstanden, Menschen sowie von ihm domestizierte Lebewesen vor der Natur zu schützen. Dies war lange kein Problem, mit der Sesshaftigkeit und dem einhergehenden Ackerbau fand jedoch vielerorts bereits eine Überstrapazierung der umgebenden Natur statt. Dem gegenüber stehen Beispiele, bei denen nachhaltig mit den natürlichen Ressourcen umgegangen wurde und wird (Subak System Bali). Mit dem Humanismus und dem damit einhergehenden Dualismus wurde der Mensch grundsätzlich in den Mittelpunkt gestellt, seine Wünsche standen von da an in Bezug auf die Natur immer im Vordergrund. Dies führt im Zusammenhang mit der zunehmenden menschlichen Quantität zur Entfremdung, Ausnutzung und damit Zerstörung.
Architektur ist ein wesentliches Zeichen dieser Problematik. Aufgrund des zunehmend präsenten Klimawandels versucht man dem mit verschiedenen Strategien entgegenzuwirken. Beispielsweise mit zirkularem Bauen unter Verwendung nachwachsender Baustoffe und einem Betrieb mit erneuerbaren Energien. Eine Wiederannäherung an die Natur soll mit begrünten Hüllen und der Beherbergung von nichtmenschlichen Lebensformen (Animal Aided Design) stattfinden. Dies sind grundsätzlich positive Entwicklungen, sie zeugen aber nicht von einem grundlegenden Wandel der anthropozentrischen Einstellung. Wir möchten in diesem künstlerischen Projekt einen tiefer gehenden utopischen Ansatz versuchen, in dem der Mensch sich im posthumanistischen Sinne nicht im Mittelpunkt befindet, sondern kooperativer Teil eines natürlichen Systems und eines erneuerbaren Prozesses ist.
Ziel ist es eine nicht anthropozentrische Situation in einem gegebenen Umfeld zu kreieren. Dort lösen sich Widersprüche zwischen Mensch und Umwelt im Sinne einer balancierten Koexistenz auf, Menschen und deren Bedürfnisse werden nicht prioritär behandelt. Dies gilt für einen selbstgewählten zeitlichen Horizont, in der die Biomasse einem natürlichen Transformationsprozess unterliegt. Der Mensch integriert sich in diesem Raum im posthumanistischen Sinne als einer von vielen Akteuren, kann aber als bewusstes Wesen die Situation entsprechend einer konstruktiven Synthese gestalten. Diese utopische, aber konzeptionell nachvollziehbare Situation wird mittels Zeichnungen, Modellen, Texten oder Performance vermittelt und durch ein künstlerisch-skulpturales Objektes repräsentiert.
Christian Kern
Michael Ulrich Hensel