zwischenland - Aktivierung eines städtischen Zwischenraums
Die zentrale Lage der Stadt Wien in Europa und die Entwicklung der Stadt Wien zu einer Stadt mit hoher Lebensqualität hat zur Folge, dass die Einwohnerzahlen von Jahr zu Jahr steigen. In den inneren als auch teilweise äußeren Bezirken im gürtelnahen Bereich findet man vorwiegend alte Stadttypologien, (Gründerzeitviertel) in denen stetig nachverdichtet wird, um mehr Wohnraum zu schaffen - Grünräume und Stadtbrachen werden verdrängt. Übrig bleiben in der Regel Restflächen oder Parks mit strikt zugewiesenen Nutzungsflächen, die wenig Spielraum für eine persönliche Entfaltung lassen und ausgelastet sind.
In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit dem 16. Wiener Gemeindebezirk, dessen Erscheinungsbild durch eine Vielzahl von Typologien und Freiraumflächen geprägt ist. Von den Gründerzeitvierteln (Hippviertel, Brunnenviertel) über Zwischenkriegs- und Nachkriegszeitbauten, den typischen Wiener Gemeindebauten (Sandleitenhof), bis hin zum Erholungsgebiet und Biosphärenpark Wienerwald, mit Cottages, Einfamilienhäusern und Kleingartensiedlungen. Dieser Bezirk veranschaulicht den Facettenreichtum Wiens innerhalb seiner Grenzen. Es ist ein breites städtisches Milieu und ein sozial stark durchmischtes Viertel entstanden.
Betrachtet man die Gründerzeitviertel des Bezirks, so erkennt man, dass es im gürtelnahen Bereich zwischen Ottakringerstraße und Thaliastraße wenige gut gestaltete Freiräume gibt, die momentan eher wie Resträume wirken und ihr Potential als soziale Zwischenräume nicht ausschöpfen. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Aufwertung der Restflächen, die durch einen Sprung im Stadtraster entstanden und nicht groß genug für eine mögliche Bebauung sind, als auch mit den daran angrenzenden leer stehenden Erdgeschoßflächen.
Das Ziel der Aufwertung ist es, die Bewohner zu vernetzen, den Bezug zu ihrem Bezirk zu stärken, dentitätsstiftend zu wirken und neue Nachbarschaftsbeziehungen aufzubauen. Dies soll durch die Entwicklung eines verstärkten Bezugs zum direkten wohnungsnahen Freiraum ermöglicht bzw. verstärkt werden. Diese Resträume sollen sich zu sozialen Interaktionsräumen entwickeln, da sie ein großes Potenzial für einen nachbarschaftlich genutzten Raum bieten.
Unterstützend durch Methoden, wie der strukturierten Stadtteilbegehung, Beobachtungen und Analysen der Baustruktur, werden die vorhandenen Freiräume, die sozialen Strukturen, lokale und saisonale Dynamiken und Prozesse des Bezirks analysiert. Die Ergebnisse bilden die Basis für die Programmatik von Impulsen und das Entstehen einer gemeinsamen lokalen Alltagskultur und die Gestaltung der freien Fläche. Durch das Setzen dieser Impulse, die Aktivierung und Bespielung des Raums, wird auch der Bezirk in seiner Entwicklung des öffentlichen Freiraums unterstützt.
Eine unterstützende, flexible Struktur, die Platz für Ideen bietet, Prozesse unterstützen kann und vielfältigen Interessen die Möglichkeit zur Entfaltung bietet – ein fehlendes Verbindungsstück (eine Schnittstelle), um Menschen in unterschiedlichen Situationen und von verschiedener Herkunft einzuladen, miteinander zu kommunizieren und zu leben.
Ziel ist es Orte, Plätze und Räume zu schaffen, die gerne besucht und genutzt werden, die ein Zusammentreffen ermöglichen und zum Austausch anregen. Dennoch soll es keine formal aufgezwungene Maßnahme sein, sondern Raum für Individualisierung schaffen und die Unabhängigkeit der Bewohner bewahren. Der neu geschaffene urbane Stadtraum soll belebt, erlebt und gelebt werden.