Loch
Dass es Löcher gibt ist ein unbestrittenes Faktum. Allerdings beschäftigt sich die Menschheit bis heute mit der Definition des Loches an sich. Wir alle erkennen Löcher als Form, die sich durch das Vorhandensein ihrer Umgebung definiert. Wir erkennen Löcher, ohne sie eigentlich zu sehen. Sie sind leer, sind immateriell. Die Definition des deutschen Schriftstellers Kurt Tucholsky bringt dies auf den Punkt. In der Architektur und der Kunst, aber auch in Sprache und Musik ist das Loch eine Markierung, an der sich Information bündelt. Das Loch in einem Donut etwa definiert diesen als einen solchen. Jener Teil des Donuts, der aus dem Teig entfernt und ein Loch hinterlässt, stellt letztlich auch nicht das Loch dar. Das Verhältnis zwischen dem Ausschnitt und dem Donut selbst, zwischen dem Positiv und Negativ, nähert sich der Definition des Loches am nächsten.
In der Lehrveranstaltung Dreidimensionales Gestalten beschäftigen wir uns heuer mit der Gestaltung dessen, wo etwas nicht ist. Hinter jedem Loch offenbart sich immer auch ein Raum. Das Loch rahmt diesen, es ermöglicht uns Einblick und
lenkt unsere Wahrnehmung darauf. Das Loch selektiert und konzentriert somit
die Eindrücke auf diesen Ort, es dient uns manchmal als Etappenziel. Unauffällig führen Löcher unsere Wahrnehmung und Bewegung durch den Raum. Wir werden heuer Löcher produzieren, in sie eintreten und vermessen, wir werden sie befüllen und geometrisieren, abstrahieren und übersetzen. Und zuletzt werden wir einen gemeinsamen Blick auf das werfen, das wir in all seiner Vielfalt und Diversität als den Ort definieren, wo etwas nicht ist: Das Loch.
Christian Kern
Efstathia Eleni Baseta
Christoph Meier
Marie Reichel
Lukas Thaler
Gregor Titze
Martina Kögl
Jakob Neulinger
Christoph Bruckner
Markus Bauer
Lazar Lyutakov
Cosma Grosser
Nora Fröhlich
Monika Georgieva
Elisabeth Kofler